35 Jahre für das Kunstturnen

Eine Würdigung einer aussergewöhnlichen Leistung.

In der heutigen Zeit, in der Kurzlebigkeit Dynamik bedeutet und permanente Veränderung als Normalzustand gilt, fallen langfristige Engagements auf. Und genau für ein solches steht Marianne Steinemann – Kunstturntrainerin seit 35 Jahren. So lange schon steht sie in der Trainingshalle und bringt Mädchen diese technisch anspruchsvolle Sportart bei. Seit 35 Jahren begleitet sie diese Turnerinnen vom kleinen Mädchen bis ins junge Erwachsenenalter, mehrere Stunden pro Woche. Seit 35 Jahren ist sie aber auch technische Leiterin des Kunstturnvereins Trainingszentrum Fürstenland Frauen (TZFF). Und somit Teil der schweizerischen Kunstturnszene. Sie kennt alle und alle kennen sie. Persönlichkeiten fallen auf, Persönlichkeiten polarisieren. Im Verband, im Verein, in der Trainingshalle. In jeder Sportart. Denn Sport steht immer für Emotionen auf ganz vielen Ebenen. Es geht um Erfolg und Misserfolg. Um Gewinnen und Verlieren. Und mittendrin Marianne Steinemann. 35 Jahre lang hat sie wohl alles erlebt, was es in diesem Beruf zu erleben gibt. Am Anfang ihrer Karriere, selber junge Mutter, sicherlich noch suchend und lernend unterwegs. Dann mit jedem Mädchen, mit jedem Jahr kam mehr Wissen und Know-how dazu. Trainingstechnisch hat Marianne alles von der Pique auf gelernt und sich stetig bis heute weitergebildet. Ihr Wissen ist schweizweit bekannt und in Fachkreisen sehr geschätzt. In hunderten von Elterngesprächen hat sie gelernt, alle möglichen Einwände, Kritiken, Forderungen und Wünsche anzuhören, zu erklären und eine Lösung zu finden. Immer mit dem Ziel, zum Wohle der Turnerin zu entscheiden. Direkt und ehrlich ist Marianne Steinemann bis heute geblieben. Berufsethik nennt sie das. Sie ist und war sich der Verantwortung jederzeit bewusst, die der Trainerberuf mit sich bringt. Gerade im Kunstturnen, wo es um die Gesundheit junger Mädchen geht. Ehrlichkeit polarisiert. Das hat Marianne von Anfang an begleitet und ihr manch ein böses Wort, einen bösen Brief oder andere Anfeindungen eingebrockt. Seitens der Eltern aber auch von Verbandsverantwortlichen und anderen Entscheidungsträgern. Ehrlichkeit aber ist ein Muss, wenn man Verantwortung übernehmen will. Ehrlichkeit bedeutet Respekt den Athletinnen gegenüber. Auch wenn die Ehrlichkeit sportliche Träume in Frage stellen kann oder manchmal Enttäuschungen verursacht. Marianne ist diesem Grundsatz bis heute treu geblieben. Hat sich nie gescheut, den unangenehmen Weg zu gehen, wenn es in ihren Augen die richtigere Variante war.

Ihre Leidenschaft und Liebe zum Trainerberuf und zum Kunstturnen ist über all die Jahre weiterhin und stetig gewachsen. Ein bisschen müde sei Sie mitunter schon, sagt Marianne, aber grundsätzlich ist sie an all den Herausforderungen der letzten 35 Jahre nur gewachsen. In der breiten Öffentlichkeit kennt man Marianne Steinemann oft nur als erste Trainerin von Spitzenturnerin Giulia Steingruber. Ein Erfolg, der sicherlich in ihrer beruflichen Laufbahn einen ganz eigenen Stellenwert hat und sie zu Recht stolz macht. Aber der viel grössere und bedeutsamere Erfolg von Marianne ist die Leistung, seit 35 Jahre Kunstturntraining auf höchstem Niveau anzubieten. Über 200 Kunstturnerinnen aus allen Ecken der Ostschweiz haben über viele Jahre hinweg vier- bis fünfmal die Woche ihre Trainingseinheiten besucht. Haben grössere und kleinere Erfolge gefeiert und die Sportart Kunstturnen gelebt und am Leben erhalten. Bis heute und sicherlich auch noch in Zukunft. 35 Jahre Kunstturntraining bedeutet eine unbezahlbare Kontinuität. Kontinuität bringt Qualität und Qualität gibt es nur dank Kontinuität. Eine Sportart sagt DANKE.